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Digital zahlen, bitte

Die Europäische Zentralbank will bald entscheiden, ob der E-Euro kommt. Schon jetzt gibt es verschiedene Alternativen zum Bargeld – einige mit Risiken

Das Bier am Strand, der Cappuccino an der Bar, die Brötchen beim Bäcker: Das Gefühl von Freiheit kommt im Urlaub auch deshalb auf, weil man die Rechnung oft ganz unkompliziert begleichen kann. In vielen Ländern ist digitales Bezahlen selbstverständlich. Zurück in der Heimat gehört die Erfahrung jedoch zu den wohligen Urlaubserinnerungen – hierzulande gilt oft das Prinzip „Cash Only“, also „nur Bargeld“. Die Skepsis in der Bevölkerung ist noch groß – die Bargeld-Dominanz trotz Smartphone-Geldbörse im deutschen Alltag fest verankert.

Deutschland steht mit seiner Liebe zu Münzen und Scheinen in Europa nicht ganz allein da. Auch im Nachbarland Österreich ist oft nur Bares Wahres. Für eine größere Bezahl-Freiheit kann in Europa wohl nur die Europäische Zentralbank (EZB) sorgen. Durch den digitalen Euro könnte ein offizielles elektronisches Zahlungsmittel geschaffen werden, das in Geschäften und Restaurants akzeptiert werden müsste. Neben den privatwirtschaftlichen Zahlungsmitteln gäbe es dann auch öffentliches digitales Geld. Das elektronische Gegenstück zur Münze soll das Bargeld ergänzen. Die Verbraucher in der Eurozone könnten also entscheiden, ob sie lieber in Cash oder mit dem „E-Euro“ bezahlen und wären nicht mehr darauf angewiesen, dass Gastronomen und Verkäufer Karten akzeptieren. Im Sommer hat die EU-Kommission ihre Vorschläge für den digitalen Euro vorgelegt. Die EZB will im Oktober darüber befinden, ob das Projekt umgesetzt wird.

Viele Bundesbürger wähnen den Vorstoß als Angriff auf das Bargeld. Die Argumente: Schon heute gebe es doch Plastikgeld, und die bunte Welt der Kryptowährungen biete auch neue Möglichkeiten des Bezahlens oder Anlegens. Und tatsächlich existiert neben den Kryptowährungen Bitcoin, Ether & Co. auch ein Euro-Stablecoin, also eine Krypto-Devise, die an den Euro gekoppelt ist und sich über die Blockchain ohne Banken oder Kreditkartengesellschaften weltweit transferieren lässt.

Quelle

Holger Zschäpitz, Welt am Sonntag

1 Min. Lesedauer

vor 2 Monaten veröffentlicht